Strassen und Brücken in Portugal

Übersicht der wichtigsten antiken Straßen

Das römische Straßennetz in Portugal ist die größte ingenieurstechnische Leistung aus der Antike in Portugal, von der heute noch große Teile sichtbar sind. Wie sonst nur in Italien selbst, finden sich hier viele Überreste römischer Straßen mit gut erhaltener Pflasterung sowie eine Vielzahl an gut bis sehr gut erhaltenen Brücken, wie sonst wohl nirgendwo im gesamten ehemaligen Römischen Imperium. Im Gegensatz zu Italien waren hier überwiegend nur Steigungen oder Gefällestrecken gepflastert, da in diesen Bereichen bei starken Regenfällen eine erhöhte Gefahr des Abrutschen oder Abschwemmens des Straßenkörper bestand.

Die Staatsstraße von Bracara (Braga) nach Olisipo (Lissabon) und ihre Verlängerung an die Algarve nach Lacobriga (Lagos) war die wichtigste Nord-Süd-Verbindung. Von Knotenpunkten wie z.B. Bracara (Braga), Scallabis (Santarém) oder Salacia (Alcácer do Sal) führten Provinzstraßen in das Landesinnere der Römische Provinz Lusitania. Die Staatsstraßen hatten hier eine Breite von ca. 5 Meter, die Breite von Provinzstraßen schwankte zwischen 3 bis 4 Metern.

In flavischer Zeit dürfte der flächendeckende Straßenbau in dieser Provinz im wesentlichen abgeschlossen gewesen sein. Damit war die wichtigste Voraussetzung zur erfolgreichen wirtschaftlichen Erschliessung der Provinz gegeben. Mit dem Straßenbau einher ging der Ausbau der Häfen.


Wichtigste Straßen in Portugal Bildquelle: Thomas G.Schattner - "Archäologischer Wegweiser durch Portugal"


Viae publicae - Staatsstraßen in Portugal

Bracara Augusta (Braga) - Cale (Porto) - Conimbriga - Olisipo (Lissabon), Länge ca. 360 Km


Bracara Augusta (Braga) - Limia (Ponte de Lima) - Valença - Tudae (Tui) - Lucus Augusti (Lugo) - Asturica Augusta (Spanien, Astorga), Länge ca. 445 Km


Pedreira Diese kleine einbogige Brücke sowie die Reste der Strasse nahe der Brücke gehörten zur viae publicae (Staatsstrasse) von Bracara Augusta (Braga) über Limia (Ponte de Lima), Tudae (Tui) und Lucus (Lugo) nach Asturica Augusta (Astorga).



Rubiães Die dreibogige Brücke sowie Reste der Strassenpflasterung in der Anfahrt zu beiden Seiten der antiken Brücke haben sich erhalten. Brücke und Strassenreste gehörten genau wie die Brücken bei Pedreira, Ponte de Lima sowie in São Pedro da Torre zu der 445 km langen via publicae von Bracara Augusta (Braga) über Limia (Ponte de Lima), Valença, Tudae (Tui) und Lucus Augusti (Lugo) nach Asturica Augusta (Spanien, Astorga).



Ponte de Lima Diese eindrucksvolle Brücke gab selbst dem Ort, in dessen Zentrum sie den hiesigen Fluss Rio Lima überquert, den Namen. Die alte Brücke über den Rio Lima ist zweigeteilt. An der Nordseite des Fluss befindet sich der noch erhaltene antike römische Teil der Brücke. Daran schließt sich ein 31-bogiger Abschnitt aus dem 14./19.Jrh. an.



São Pedro da Torre Die einbogige Brücke über den Fluß Ribeira das Insuas gehörte genau wie die Brücken bei Pedreira, Ponte de Lima sowie bei Rubiães zu der via publicae von Bracara Augusta (Braga) über Limia (Ponte de Lima), Valença, Tudae (Tui) und Lucus Augusti (Lugo) nach Asturica Augusta (Spanien, Astorga).




Bracara Augusta (Braga) - Chaves (Aquae Flaviae) - Asturica Augusta (Spanien, Astorga), Länge ca. 365 km


Chaves (Aquae Flaviae) Zwei wichtige Fernstraßen durchquerten die Region in römischer Zeit. Die wichtigste davon war die Staatsstraße von Bracara Augusta (Braga) nach Asturica Augusta (Astorga). Die Trajans-Brücke über den Fluss Tâmega in Aquae Flaviae (Chaves) war wichtiger Bestandteil dieser Fernstraße.




Bracara Augusta (Braga) - Gerês - Asturica Augusta (Spanien, Astorga), Länge ca. 320 Km


Gerês-Gebirge Durch das Gerês-Gebirge haben sich sichtbare Abschnitte einer der zwei Staatsstrassen von Bracara Augusta (Braga) nach Asturica Augusta (Astorga, Spanien) sowie zahlreiche andere Zeugnisse der Strasse erhalten.




Bracara Augusta (Braga) - Lucus (Lugo) - Asturica Augusta (Spanien, Astorga)


Bracara Augusta (Braga) - Cabeço do Vouga - Viseu - Igaeditania (Idanha-a-Velha) - Emerita (Spanien, Mérida)


Galhardos (Serra da Estrela) Diese grossartige Straße hinauf in die Serra da Estrela kann auf ca. 4 Kilometern im Gelände verfolgt werden, davon sind 1,5 km mit der Pflasterung erhalten geblieben. Dies ist die bekannteste Römerstraße in Portugal und das wohl auch wegen ihrer Lage in der eindrucksvollen Landschaft des einzigen Hochgebirge in Portugal.



Caneiros Die zweibogige antike Brücke führt über den Fluß Rio Selho. Sie war wie die Brücke bei Taipas sowie die Straße bei Galhardos Bestandteil der Staatsstraße von Bracara Augusta (Braga) über Cabeço do Vouga, Viseu, Igaeditania (Idanha-a-Velha) nach Emerita (Spanien, Mérida).



Taipas Die Brücke über den Rio Ave ist interessanterweise keine Bogenkonstruktion wie sonst üblich. Die auf den Pfeiler knapp über der Wasseroberfläche liegenden Balken bilden die Fahrbahn. Die Pfeiler stehen in kurzen Abständen, so daß die Balken nur eine kurze Distanz zu überbrücken hatten.




Olisipo (Lissabon) - Aritium Vetus (Alvega) - Emerita (Spanien, Mérida), Länge ca. 325 Km


Crato Die sechsbogige Steinbrücke gehörte zu Staatsstraße von Olisipo (Lissabon) über Aritium Vetus (Alvega) nach Emerita (Spanien, Mérida) ebenso wie die Brücke bei Monforte.



Monforte Diese siebenbogige römische Granitbrücke überspannt den Fluss Ribeira Grande. Den Pfeilern sind vier Strombrecher vorgelagert. Sie war Bestandteil zweier römischer Staatstraßen, der 325 Km langen via publicae von Olisipo (Lissabon) über Aritium Vetus (Alvega) nach Emerita (Spanien, Mérida) sowie der nur 230 Km langen via publicae ebenfalls von Olisipo (Lissabon) alternativ über Abelterio (Alter do Chão) nach Emerita (Spanien, Mérida).




Olisipo (Lissabon) - Abelterio(Alter do Chão) - Emerita (Spanien, Mérida), Länge ca. 230 Km


Ponte do Seda Die Brücke gehört zu den am besten erhaltenen Brückenbauten der gesamten Iberischen Halbinsel. Sie war wie die Brücke bei Monforte Bestandteil der wichtigen 230 km langen via publicae (Staatsstraße) von Olisipo (dem heutigen Lissabon) über Abelterio (Alter do Chão) nach Emerita (das heutige spanische Mérida).




Olisipo (Lissabon) - Salacia (Alcácer do Sal) - Ebora (Évora) - Emerita (Spanien, Mérida), Länge ca. 240 Km



Viae vicinales - Provinzstraßen

Aritium Vetus (Alvega) - Salmantia (Salamanca)


Ladeira Diese Brücke war Bestandteil der römischen Provinzstraße von Aritium Vetus (Alvega) nach Salmantia (Salamanca). Die antike sechsbogige Brücke über den Fluss Ribeira da Pracana ist ca. 40 Meter lang. Vier Pfeiler sind mit Strombrechern versehen. Auf der Fahrbahn der Brücke haben sich einige Teile der antiken Straßenpflasterung erhalten.




Aquae Flaviae (Chaves) - Civitas Baniensis (Torre de Moncorvo)

Aquae Flaviae (Chaves) - Durius (Rio Douro)

Cale (Porto) - Ovar

Cale (Porto) - Valongo - Penafiel - Marco de Canaveses - Tongobriga (Freixo)

Cale (Porto) - S. Pedro do Sul - Viseu


Bodiosa-a-Velha Die römische Straße verband das römische São Pedro do Sul (Thermen) mit dem römischen Viseu und verläuft heute in geringem Abstand parallel zur modernen Straße. Die Pflasterung ist auf einer Länge von ca. 300 Metern zu sehen. Im Verlauf der gepflasterten Strecke wird ein kleiner Bach überbrückt.




Conimbriga - Viseu

Conimbriga - Bobadela

Conimbriga - Freixo, Leiria(Collippo)

Ebora (Évora) - Serpa - Fines - Arucci

Ebora (Évora) - Pace Iulia (Beja)

Esuri (Castro Marim) - Myrtilis (Mértola) - Pace Iulia (Beja)

Esuri (Castro Marim) - Ossonoba (Faro) - Arannis - Ebora (Évora) - Pace Iulia (Beja)

Lamecum (Lamego) - Castelo de Paiva

Marnel - Viseu


Ereira Dieser Straßenabschnitt gehörte wie die Brücke bei Cabeço do Vouga, der Straßenabschnitt bei Paranho de Besteiros sowie der in Guardão de Baixo zu einer Provinzstraße von Viseu in Richtung der Region um den Fluß Marnel. Wahrscheinlich hatte sie auch Anschluß an die Staatsstraße von Bracara (Braga) nach Olisipo (Lissabon). Die römische Straße ist hieran vielen Stellen noch mit der Pflasterung erhalten.



Guardao de Baixo Dieser Straßenabschnitt gehörte wie die erhalten gebliebenen Abschnitte bei Paranho de Besteiros und Ereira sowie die Brücke bei Cabeço do Vouga zu einer Provinzstraße von Viseu in Richtung der Region um den Fluß Marnel, wahrscheinlich auch mit Anschluß an die Staatsstraße von Bracara (Braga) nach Olisipo (Lissabon).



Paranho de Besteiros Dieses Straßenstück ist Bestandteil der römischen Strasse von Marnel nach Viseu. Zu dieser Strasse gehören ebenfalls die Abschnitte bei Ereira und Guardão de Baixo sowie die Brücke bei Cabeço do Vouga. Die Pflasterung ist hier auf mehreren hundert Metern gut erhalten.



Cabeço do Vouga Die Brücke gehörte zu einer Provinzstraße, die von Westen in Richtung Viseu führte. Sie ist Teil eines Dammes, auf dem die Straße hier den Fluß Marnel mit fünf Bögen überquerte und durch das sumpfige Tal geführt wurde.




Ossonoba (Faro) - Arannis - Sarapia - Pace Iulia (Beja)

Pace Iulia (Beja) - Hispalis (Spanien, Sevilha)

Pallantia (Palência) - Civitas Baniensis (Torre de Moncorvo)

Salacia (Alcácer do Sal) - Ossonoba (Faro)

Salacia (Alcácer do Sal) - Pace Iulia (Beja)

Scallabis (Santarém) - Ebora (Évora)

Selleum (Tomar) - Ebora (Évora)

Tongobriga (Freixo) - Collippo (Leiria) - Scallabis (Santarém)

Tongobriga (Freixo) - Collippo (Leiria) - Eburobrittium (Óbidos) - Olisipo (Lissabon)

Valença - Melgaço

Viseu - Castro Daire - Lamecum (Lamego)


Almargem Der hier noch sichtbare Straßenabschnitt gehörte zur Provinzstraße von Viseu nach Lamecum (Lamego) über Castro Daire. Viseu war in römischer Zeit sicher ein Kreuzungspunkt mehrerer Povinzstraßen und einer Staatsstraße. In der Umgebung finden sich daher auch zahlreiche Überreste weiterer römischer Straßen.




Viseu - Moimenta da Beira

Viseu - Linhares

Viseu - Aguiar da Beira

Viseu - Trancoso

Viseu - Celorico da Beira


Fornos de Algodres Am Hang findet sich hier der Abschnitt der römischen Straße von Viseu nach Celorico da Beira.




Viseu - Alcafache - Seia e Gouveia


Ranhados (bei Viseu) Dieses Straßenstück ist Bestandteil der römischen Strasse von Viseu über Alcafache nach Seia e Gouveia. Die römische Strasse bestand aus großen Granitplatten und hatte ursprünglich eine Breite von 3 bis 4 Metern. Die Pflasterung hat sich auf etwa 100 m erhalten.




Viseu - Bobadela



Bildberichte zu weiteren Straßen und Brücken

Die nachfolgend aufgelisteten Straßen und Brücken konnten von mir bisher keiner der bekannten via publicae (Staatsstaßen) oder via vincinales (Provinzstraßen) zugeordnet werden.


Barella Die Straße sicherte den Zugang zu den südlichen Bereichen der Goldminen von Trés Minas.



Crasto de Campia Der nur noch auf einem kurzen Stück sichtbare Rest einer Pflasterung gehörte zu einer bisher unbekannten Nebenstrasse.



Murça Diese Strasse ist über 2 km gut im Gelände zu verfolgen. Sie führt zunächst zum Fluss Rio Tinhela, der von einer einbogigen sehr gut erhaltenen Brücke überspannt wird, und dann weiter den Hang hinauf ins Dorf Cadaval. Zu welcher römischen Strasse dieses Teilstück einst gehörte, ist nicht bekannt.



Cavês Die vierbogige antike Granitbrücke führt über den Fluß Ribeira de Cavêz. Sie ist in einem phantastischen Erhaltungszustand und dient auch heute noch dem modernen Verkehr.



Pedra do Isna Diese dreibogige römische Brücke überspannt den Fluss Ribeira de Isna. Sie war schon fast komplett zerfallen, wurde aber wieder restauriert. Die originalen Bauteile sind sandsteinfarben und damit gut erkennbar.



São João do Monte Die guterhaltene römische Brücke ist auch heute noch die einzige Brücke im Dorf über den Fluß Agueda. Zu welcher Strasse sie einst gehörte ist unbekannt.



Sertã Diese neu restaurierte Brücke am Ortsausgang in Richtung Süden besteht aus sechs Bögen. Ihre Zuordnung zu einer Straße ist mir nicht bekannt.



Vila Pouca de Aquiar Sehr gut erhaltene und noch immer in Benutzung befindliche einbogige römische Brücke im Dorfzentrum. Die Zuordnung zu einer Straße ist mir nicht bekannt.





Wichtigste römische Straßen in Portugal


Zurück


(C) 2011 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken