Antikefan.de
Sie sind hier: Startseite » Stätten » Deutschland

Mainz - Das römische Mogontiacum

Geschichte von Mogontiacum

Boot der römischen Rheinflotte

Mogontiacum gehörte fast 500 Jahre zum Römischen Reich.

Die Gegend um Mainz geriet durch den gallischen Krieg Caesars (58-51 v.Chr.) in den Machtbereich Roms. Dieser reichte nach der Eroberung Galliens bis an den Rhein heran. Kaiser Augustus entschloss sich dann Germanien zu erobern. Erst dann ist die Rheingrenze militärisch besetzt worden. Drusus legte 13 v.Chr. das erste Basislager auf dem heutigen Kästrich gegenüber der Mainmündung an, welches sich zum späteren Zweilegionslager weiterentwickelte. Unter anderem von hier aus sind die Feldzüge zur Eroberung Germaniens durchgeführt worden. Neben Vetera I bei Xanten und dem Legionslager bei Nijmegen war Mogontiacum die bedeutendste Militärbasis für die geplanten Eroberungsfeldzüge. In Vorbereitungen zu diversen Feldzügen nach Germanien waren zeitweilig sogar bis zu vier Legionen sowie weitere Auxiliartruppen in Mainz stationiert. Ein Teil dieser zusätzlichen Truppen wurde in einem zweiten großen Lager bei Weisenau auf dem Gelände des heutigen Steinbruchs, das bis zum Ende des 1.Jrh. bestand, untergebracht. Im Umfeld des Legionslagers entwickelte sich im 1.Jrh. die Zivilstadt Mogontiacum. Auf der rechten Rheinseite sicherte ein kleines castellum die wahrscheinlich seit dem Jahr 27 vorhandene feste Rheinbrücke. Sie bestand aus mindestens 21 Steinpfeilern von 18 Metern Länge und 7 Metern Breite und besaß eine 12 Meter breite, mehrspurige Fahrbahn. Im Jahre 89 (Niederschlagung des Saturninus-Aufstand) wurde die Stadt neben ihrer militärischen Funktion auch zum zivilen Verwaltungszentrum und zur Hauptstadt der neugebildeten Provinz Germania Superior (Obergermanien). Um 92 kam dann die Legio XXII primigenia pia fidelis nach Mainz und bildete bis zur Mitte des 4.Jrh. die Besatzung des Lagers.

In der Folgezeit blühte Mainz auf, erreichte aber als Zivilsiedlung nie den Status von Köln oder Trier. Die Zivilstadt und das Umland wurden jedoch ab dem Ende des 2. Jahrhundert immer häufiger von einfallenden Stämmen wie den Chatten, Alamannen und den Vandalen bedroht. Nach dem Fall des Limes 258 und dem nachfolgenden Verlust des rechtsrheinischen Limesgebietes 259/260 wurde Mogontiacum wieder Grenzstadt. Mit Beginn des 3.Jrh. bedrohten vor allem die Alamannen Mainz und besetzten 352/355 die Stadt. Weitere Einfälle sind aus den Jahren 357, 368 und 370 belegt. Julian Apostata eroberte die Stadt 357 nochmals von den Alamannen zurück und verstärkte die Rheinflotte in Mainz. Auch die bereits im 3.Jrh. erbaute Stadtmauer wurde nochmals in der zweiten Hälfte des 4. Jrh. umgebaut und erneuert. In der Neujahrsnacht 407 eroberten die Vandalen die Stadt und zerstörten sie. 451 fielen schließlich die Hunnen ein, aber ohne große Schäden in der Stadt anzurichten. Die Zeit des römischen Mainz war aber danach vorbei. Die Franken übernahmen die Herrschaft und gliederten Mainz zum Ende des 5.Jrh. in ihr Reich ein.

Übersicht zur Lage der antiken Bebauung

Mongontiacum

Plan von Mogontiacum im Zeitraum 1. Jh. v.Chr. bis 5. Jh.

1 - Legionslager
2 - Stadtgebiet
3 - Auxiliarlager
4 - Castellum
5 - Lagercanabae
6 - Drusustein

7 - Theater
8 - Jupitersäule
9 - Aquädukt
10 - Rheinbrücke
11 - vicus "Dimesser Ort"
12 - vicus "Weisenau"

13 - Isis- /Mater Magna- Heiligtum
14 - Fundort Römerschiffe
15 - via sepulcrum
16 - St. Alban

---- Römerstraßen

Drususstein - Das Ehrenmal für den Feldherrn

Modell des Drususstein

Modell des Ehrenmal (im Museum an der Mainzer Zitadelle)

In mehreren überwiegend siegreichen Feldzügen hatte Drusus Germanien vom Rhein bis zur Elbe dem Römischen Reich unterworfen. Auf dem Rückweg von der Elbe in sicheres linksrheinisches Gebiet stürzte er im Spätsommer des Jahres 9 v.Chr. vom Pferd, brach sich den Schenkel und starb 30 Tage später im Alter von 29 Jahren als hochverehrter Feldherr. Als Stiefsohn des Kaiser Augustus wurde er im Mausoleum des Augustus beigesetzt. Aber aufgrund der großen Verehrung der Truppen für Ihren toten Feldherrn (Drusus war ein junger, dynamischer und unter den Legionären beliebter Feldherr) errichteten die in Mogontiacum stationierten Legionäre ein leeres Ehrengrabmal (Kenotaph). Es ist heute das größte noch erhaltene römische Grabmal Deutschlands. Es war geschmückt mit einem von Augustus selbst verfaßten Elogium. In seinem Umfeld fanden bis ins 3. Jrh. n.Chr. Gedenkveranstaltungen statt. Dies waren eine kultische Parade des Heeres (decursio militum) in der Nähe des Ehrenmals sowie eine zivile Gedenkfeier der Repräsentanten der 60 gallischen Gebietskörperschaften (Galliarum civitates) im nahegelegenen Bühnentheater. Die ursprüngliche Höhe des Ehrenmals betrug 30m (entspricht 100 römische Fuß) wovon heute immer noch das ca. 20m hohe und konische Steinmonument erhalten blieb.

Bis in den Rheingau und Odenwand soll der Drususstein einst sichtbar gewesen sein. Er verkörperte an der Mainmündung die Macht des römischen Imperium und war damit ein Symbol der römischen Macht und Überlegenheit. Seit dem Festungsbau im 16.Jrh. hat der Drususstein seinen solitären Charakter völlig verloren und wird heute völlig zu Unrecht oft übersehen.

Erhaltene Reste der Außenverkleidung

Das römische Theater - Ort der Drususgedenkfeiern

Beim Bau der Eisenbahn 1884 kamen zum ersten Mal Überreste des antiken Theater zum Vorschein, wurden aber nicht als solche erkannt und mussten daher dem Gleisbau weichen. Erst 30 Jahre später wurde das erste Mal von einem möglichen Bühnentheater an dieser Stelle gesprochen. Durch gezielte Suchschnitte wurde diese Theorie 1916 bestätigt. Die Not der Weltkriegsjahre verhinderte weitere Ausgrabungen. Alle Mauerreste wurden wieder zugeschüttet und das Bühnentheater von Mogontiacum geriet nahezu in Vergessenheit. Erst eine vom Europarat 1995 herausgegebene "Europakarte der antiken Schauspielbauten", die das Theater von Mainz nicht verzeichnete, gab einen erneuten Anstoß zu den neuzeitlichen Grabungen.

Rekonstruktion des römischen Theater Mogontiacum

Spalte 1
A - Cavea
1- Wandelgang
2 - Subkonstruktion
3 - Bogengänge
4 - Ima (untere) cavea
5 - Media (mittlere) cavea
Spalte 2
6 - Summa (obere) cavea
7 - Horizontale Umgänge
8 - Balteus (umlaufenden Rang)
9 - Cunei (Zuschauerblöcke)
10 - Treppen
Spalte 3
11 - Porticus
12 - Vomisorien
13 - Prohedrie (Sitze der Ehrengäste)
14 - Tribunalia (Logenplätze)
15 - Parodoi (Haupteingänge)
16 - Abstützungen des velum
Spalte 4
B - Szene
17 - Pulpitum (Tribüne)
18 - Frons pulpiti (Rednerpult)
19 - Aulacum
20 - Scaenae frons
Spalte 5
21 - Porta regia
22 - Portae hospitalis
23 - Aulae
24 - Postscaenium
C- Orchestra

Ansichten vom Theater

Römersteine - Der Aquädukt

Unter Kaiser Vespasian wurde der 9 km lange steinerne Aquädukt für die Wasserversorgung des Legionslagers errichtet. Er transportierte täglich 7000 Kubikmeter frisches Quellwasser aus der Gegend westlich von Mainz (heutiges Stadtteil Finthen) auf die Höhe des Militärlagers und verlief zunächst unterirdisch. Um den größten Höhenunterschied im Zahlbachtal zu überwinden, erreichten die Pfeiler eine Höhe von über 25 Metern. Von diesen haben sich bis heute, wenn auch stark verwittert, eine große Zahl mehr oder weniger gut sichtbar erhalten.

Das Legionslager und spätantikes Stadttor

Das Legionslager wurde 13 v.Chr. zuerst in Erde- Holzbauweise, ab 70 n.Chr. dann in Steinbauweise ausgeführt und bot auf 36 ha zwei Legionen Platz. Ab dem 1.Jrh. war allerdings nur noch eine Legion hier stationiert. Gleichzeitig mit dem Ausbau zum steinernen Lager wurde die Wasserversorgung mit dem Bau des Aquäduktes sichergestellt. Als 258 der Limes fiel, baute man zur zusätzlichen Sicherung eine Stadtmauer um das gesamte Siedlungsgelände. Im Südwesten schloss sich diese Stadtmauer an die Mauer des Legionslager an. Nach der Mitte des 4.Jrh. wurde der Mauerring dann erheblich verkürzt und durchquerte nun zudem das Legionslager, das daher zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben sein musste. An der ehemaligen via praetoria wurde ein Stadttor errichtet, das noch heute auf dem Kästrich zu sehen ist. Das Pflaster mit den Fahrspuren von fast zwei Metern Breite ist das erhalten gebliebene Pflaster der via praetoria des steinernen Legionslagers.

Bogen des Dativius Victor

Als die rechtsrheinischen Limesgebiete im 3.Jrh. immer stärker durch die germanischen Stämme bedroht wurden, siedelten viele von dort um in die sichereren linkrheinischen Gebiete. So tat es auch der Ratsherr Dativius Victor aus Nida (jetzt Frankfurt-Heddernheim). Wohl aus Dank für die Aufnahme in Mogontiacum stiftete er den heute nach ihm benannten Bogen und eine Säulenhalle. Das Original des Bogen befindet sich im Landesmuseum, die Kopie aus dem Jahre 1962 steht nahe dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum. Über dem Bogenfries der Tierkreiszeichen thront in der Mitte das Herrscherpaar des antiken Götterhimmels, Jupiter und Juno.

Tempel der Isis und Mater Magna

Im Jahre 2000 stieß man auf Teile eines Tempel, der der altägyptischen Gottheit Isis und der orientalischen Mater Magna geweiht war und vermutlich bis ins 3.Jrh. genutzt wurde. Die noch sichtbaren Überreste und Funde befinden sich in einem gut gestalteten Schauraum unterhalb der Römerpassage. Der Tempel in Mainz ist der einzig ausgegrabene Isis geweihte Tempel in Deutschland.

Landesmuseum Mainz

Dieses Museum beherbergt herausragende Funde aus dem römischen Mainz vom 1 bis ins 4.Jrh. Vor allem in der Steinhalle des Landesmuseum sind sehr viele und sehr gut erhaltene steinerne Monumente zu finden. Die bekanntesten Objekte sind der Bogen des Dativius Victor, die von Kaufleuten gestifte Jupitersäule sowie die zahlreichen Grabsteine römischer Legionäre.

Römisch-Germanisches Zentralmuseum

Die Dauerausstellungen beinhalten zahlreiche sehenswerte Funde und Repliken aus der Bronze- und Eisenzeit, so auch aus den Kulturen der Kelten, Griechen, Etrusker und Römer sowie einige germanische Stücke.

Museum für Antike Schifffahrt

Römische Schiffsrekonstruktionen

In den Jahren 1981 und 1982 wurden bei Bauarbeiten am Hiltonhotel (ehemaliges Rheinufer in der Antike) die Überreste von sieben römischen Schiffen 7,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau entdeckt. Als Teil der römischen Rheinflotte, deren Hauptstützpunkt im antiken Köln war, dienten sie zur Überwachung der Grenze zum freien Germanien, als Fähren sowie als Lastenschiffe zur Versorgung der Militärstützpunkte entlang des Rhein.