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Druckleitungen

Übersicht

In vielen antiken Städten gab es eine Ober- und eine Unterstadt. Konnten viele Unterstädte noch mit Gefälleleitungen versorgt werden, so stellte die Versorgung der Oberstädte die antiken Ingenieure vor neue Herausforderungen, vor allem wenn der Grundwasserspiegel für eine Versorgung über Brunnen dort zu tief lag und die Versorgung über Regenwasser mit Hilfe von Zisternen nicht ausreichte. Druckstrecken waren auch dort nötig, wo Geländeeinschnitte selbst mit den größtmöglichen Bogenkonstruktionen nicht mehr zu überbrücken waren. Hier musste man sich die Steigkraft des Wassers zu Nutze machen.

Das bis heute der Nutzung zugrunde liegende Gesetz vom Gleichstand der Flüssigkeiten in kommunizierenden Röhren wurden uns durch den griechischen Mathematiker und Ingenieur Heron von Alexandria übermittelt. Die erste auf diesem Prinzip basierende Leitung ist allerdings schon vor Heron zur Versorgung des antiken Olynthos errichtet worden. Hier handelt es sicher aber noch um eine einfache Gefälleleitung in Form von Tonröhren, deren Einlauf in die Senke lediglich etwas höher lag als der Auslauf (man geht von einem Druck von 10 m Wassersäule aus). Die Röhren waren verstärkt worden, um den höheren Druck etwas abzufangen.

Bildquelle: Renate Tölle-Kastenbein - "Antike Wasserkultur", Verlag C.H.Beck

Wasserleitung von Aspendos (Türkei)

Druckstrecke und hydraulische Türme

Bei jüngeren griechischen und römischen Druckstrecken mündete die Leitung vor der zu überbrückenden Senke in ein Einlaufbecken. Diese waren, je nach örtlichen Gegebenheiten, mit oder ohne turmartige Unter- konstruktionen versehen. Die von diesem Becken talwärts laufende Leitung, die am Grund der Senke horizontal verlaufende Siphonstrecke und die wieder bergan laufende Leitung wurden wegen des höheren Druckes immer als geschlossene Rohleitungen ausgeführt. Das Auslaufbecken (mit oder ohne Unterbau) am Zielort, welches tiefer als das Einlaufbecken liegen musste, diente der Regulierung und der Weiterleitung des Wasser in einen oder mehrere abzweigende Kanäle. Ein Musterbeispiel einer solchen Anlage ist der Aquädukt von Aspendos (Türkei).

Obwohl auch Tonrohre in Druckstrecken zur Anwendungen kamen. waren andere Materialien, wie Blei oder Stein, sicher besser geeignet. Dort wo Tonrohre dann doch verwendet wurden, waren die Wandungen besonders stark oder sie waren zusätzlich von einer Schicht aus opus caementitium umgeben. Im Bereich des östlichen Mittelmeerraumes waren Steinrohre in Druckleitungen weit verbreitet, in Italien und im westlichen Mittelmeerraum wurden überwiegend Bleirohre verwendet.