Franken
Dieser Stammesverband aus westgermanischen Stämmen bezeichnete sich selbst als Franken ("die Mutigen, Kühnen", später "die Freien"). Einige der kleinen westgermanischen Stämme entlang der römischen Grenze, wie die Usipiter, Tenkterer, Sugambrer und Brukterer, begannen sich bereits ab etwa 200 n.Chr. zu dem größeren Stammesverband zusammenzuschließen. Erwähnt wurden die Franken erstmals um 250 n. Chr. als Francii in römischen Quellen. Der Grund war einer ihrer vielen Raubzüge über den Rhein in die römische Provinz Gallien. Die Franken bedrängten in der Spätantike wiederholt römisches Gebiet. Die letzten Stämmen schlossen sich Ihnen im 4. Jahrhundert an.
Fränkische Stämme
Chlodwig I.
Während der Völkerwanderung drangen die Franken in Gebiete ein, die heute dem fränkischen Sprachraum zugeordnet werden (Region Franken in Nord-Bayern und Nord-Württemberg, Süd-Thüringen, Hessen, Nord-Baden, Rheinland-Pfalz, das nördliche Elsass, Lothringen, Saarland, Luxemburg, das Rheinland, die deutschsprachigen Gebiete Ostbelgiens, der Niederrhein, Limburg, Holland, Seeland, Brabant sowie Flandern). Der Zug der Franken nach Südwesten wurde unter anderem durch die Wanderung der Angelsachsen nach England um 450 über die heutige niederländische Küste und entsprechende Konflikte mit den fränkischen Bewohnern ausgelöst. Zur Großmacht wurden die Franken durch die Eroberungen des Merowingers Chlodwig I., der nacheinander das nordgallische Reich des Syagrius, die Alamannen und die Westgoten besiegte und somit die Grenze des Frankenreichs bis zu den Pyrenäen vorschob. Entscheidend war auch der Übertritt Chlodwigs, und mit ihm weiter Teile seines Volkes, zum katholischen Christentum. Seine Söhne setzten seine Eroberungen fort, indem sie Burgund und das Thüringerreich dem Frankenreich angliederten, sodass ihr Reich im wesentlichen die Gebiete des heutigen westlichen Deutschlands, der Beneluxstaaten und Frankreichs umfasste. Chlothar I. vereinigte noch einmal das Frankenreich, unter seinen Söhnen kam es dann aber zur Bildung der fränkischen Teilreiche Austrasien und Neustrien, was die spätere Teilung im vorwegnahm, die letztendlich zur späteren Entstehung der Staaten Frankreich und Deutschland führte.
Stammeschronologie der Franken
um 260 | Die Franken überrennen gemeinsam mit den Alamannen endgültig den Limes. |
351 | Die verlustreiche Schlacht bei Mursa zwischen den römischen Armeen unter dem Kaiser Constantius II. und dem Usurpators Magnus Magnentius nutzen die Franken und Alamannen zu einem gemeinsamen Durchbruch der Rheingrenze. |
482 - 511 | Der Merowingerkönig Chlodwig I. begründet die Herrschaft der gleichnamigen Dynastie über den Stamm der Franken. |
486 | Der Frankenherrscher Chlodwig besiegt mit Syagrius bei Soissons den letzten römischen Herrscher in Gallien. |
496 - 507 | In dieser Zeit kam es zur entscheidenden Niederlage der Alamannen bei Zülpich gegen den fränkischen König Chlodwig I. |
507 - 511 | Sieg der Franken unter Chlodwig I. gegen die Westgoten unter Alarich II., der dabei getötet wird. |
511 | Nach dem Tod Chlodwigs I. wurde das Frankenreich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. |
531 | Die Franken unterwerfen das Thüringerreich. |
534 | Die Franken erobern das Burgundenreich. |
613 | Familienkämpfe bei den Merowingern enden mit der Ermordung Brunichilds durch Chlothar II. Diese Geschehnisse bilden die Grundlage für die spätere Nibelungensage. Dies ist auch der Beginn des Weg zur Macht im Frankenreich für den austrischen Hausmeier Pippin dem Älteren. |
629 | Tod des merowingischen Frankenkönig Chlothar II. Die Macht geht an seinen Sohn Dagobert I. über. |
639 | Tod des Frankenkönig Dagobert I. und faktische Machtübernahme durch den austrischen Hausmeier Pippin dem Älteren. Beginn des Aufstiegs der austrischen Hausmeier im Frankenreich, der sogenannten Pippiniden. |
687 | In der Schlacht von Tertry besiegt Pippin der Mittlere, Hausmeier Austrasiens, den Merowingerkönig Theuderich III. und dessen neustrischen Hausmeier. Dadurch wird Pippin der Mittlere zum Hausmeier des gesamten fränkischen Reiches. |
714 - 741 | Herrschaft des Karl Martell über das Frankenreich - Karl Martell kam aus dem dem Geschlecht der Arnulfinger sowie großmütterlicherseits aus dem der Pippiniden. Er beherrschte das gesamte Frankenreich. Nach ihm wurde das nachfolgende Geschlecht der Karolinger benannt. |
717 - Karl Martell besiegt die aufständischen Friesen. | |
724 - Niederschlagung von aufständischen Sachsen. | |
725 - Feldzug gegen die aufständischen Sachsen. | |
732 - Sieg des Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers gegen die Araber, mit dem die Ausbreitung des Islam in Europas gestoppt werden konnte. | |
734 - Erneuter siegreicher Feldzug Karl Martells gegen die Friesen. | |
737 - Zurückschlagung weiterer arabischer Heere durch den Frankenherrscher. | |
738 - Blutbad unter aufständischen Sachsen bei Wesel | |
741 - Kurz vor seinem Tod teilte Karl Martell sein Reich zwischen seinen Söhnen Karlmann und Pippin dem Jüngeren auf. Karlmann bekommt Austrien, Alamannien und Thüringen, Pippin Neustrien, Burgund und die Provence. | |
743 | Die beiden Hausmeier Karlmann und Pippin setzen den Merowinger Childerich III. als König ein, behalten aber faktisch die Macht, jetzt allerdings mit königlicher Legitimierung. |
746 | Niederlage der Alamannen gegen die Franken und Ende ihres bis dahin unabhängigen Herzogtums. |
747 | Karlmann übergibt seine Ländereien in die Verantwortung seines Bruder Pippin und zieht sich (wohl nicht ganz freiwillig) in ein Kloster zurück. |
751 | Absetzung von Childerich III. durch Pippin, der die fränkische Königswürde annimmt. Das ist der Beginn der fränkischen Karolingerzeit. |
768 - 814 | Herrschaft Karl des Großen |
772 - 804 - Das Land der Sachsen wird in Folge der langwierigen Sachsenkriege ein Teil des expandierenden Frankenreiches | |
773 - 774 - Eroberung des norditalienischen Langobardenreiches. Karl wird dessen König. | |
785 - Taufe des Sachsenherzog Widukind, der damit seinen letzten Widerstand aufgibt. | |
778 - Kriegszüge gegen die Mauren in Spanien | |
788 - Absetzung des Baiernherzogs Tassilo. Baiern (Bayern) wird ein Teil des Frankenreiches. | |
800 - Krönung Karls am 25. Dezember durch Papst Leo III. in Rom zum römischen Kaiser ("Augustus" und "Imperator"). | |
802 - Der byzantinische Kaiser Nikephoros I. empfand die Kaiserwürde Karls als Anmaßung und verweigerte deren Anerkennung. | |
ab 804 - Auseinandersetzungen mit den Dänen | |
805/806 - Böhmen gerät in fränkische Abhängigkeit und wird tributpflichtig. | |
806 - Unterwerfung der Sorben. | |
806 - 812 - Auseinandersetzungen mit Byzanz | |
812 - Anerkennung von Karl dem Großen als gleichberechtigtem Kaiser (des Weströmischen Reiches) durch den byzantinischen Kaiser Michael I. | |
814 - Karl der Große stirbt nach 47-jähriger Herrschaft am 28. Januar 814. Ludwig der Fromme, seit 813 sein Mitkaiser, übernahm die Herrschaft. | |
814 - 840 | Herrschaft Ludwig I., genannt Ludwig der Fromme als König des fränkischen Reiches und Kaiser. Er war der Sohn Karls des Großen und führte dessen Reformpolitik zunächst erfolgreich fort. Er wurde aber später von seinen eigenen Söhnen zweimal vorübergehend abgesetzt (830 - 831 sowie 833 - 834). Trotz aller Bemühungen gelang es ihm nicht, ein überlebensfähiges fränkisches Großreich zu erhalten, denn drei Jahre nach seinem Tod wurde das Frankenreich endgültig aufgeteilt. |
843 | Vertrag von Verdun und Aufteilung des Frankenreiches. |
Teilung des Frankenreich (Quelle: wikipedia) | |
Der Vertrag wurde zwischen den drei überlebenden Enkeln Karls des Großen und den Söhnen Ludwig des Frommen geschlossen. Er gilt als Anfangspunkt einer Entwicklung, die schließlich zur Entstehung der Staaten Deutschland und Frankreich führte. | |
855 | Lothar I. verordnete die Aufteilung des Mittelreiches unter seinen Söhnen. |
870 | Der Vertrag von Meersen führte zur erneuten Aufteilung des Mittelreich Lotharingien unter Karl dem Kahlen und Ludwig II., genannt Ludwig der Deutsche. Dieser Vertrag war für die spätere politische Entwicklung Frankreichs und Deutschlands von entscheidender Bedeutung. |
880 | Mit dem Vertrag von Vertrag von Ribemont findet die Teilung des Frankenreiches seinen Abschluss. Mit diesem Vertrag viel auch der Westteil Lotharingiens an das Ostfrankenreich. Die Grenze zwischen dem West- und Ostreich blieb danach bis in das Spätmittelalter nahezu unverändert. Aus dem Westfrankenreich ging das spätere Frankreich und aus dem Ostfrankenreich das spätere Heilige Römische Reich hervor. |
Ampsivarier
Mit dem Vertrag von Vertrag von Ribemont findet die Teilung des Frankenreiches seinen Abschluss. Mit diesem Vertrag viel auch der Westteil Lotharingiens an das Ostfrankenreich. Die Grenze zwischen dem West- und Ostreich blieb danach bis in das Spätmittelalter nahezu unverändert. Aus dem Westfrankenreich ging das spätere Frankreich und aus dem Ostfrankenreich das spätere Heilige Römische Reich hervor.
Brukterer
Dieser einst bedeutende germanische Stamm siedelte anfangs zwischen mittlerer Ems und oberer Lippe und nahm an der Varusschlacht teil. Später wurde sie auch aufgrund innergermanischer Kämpfe aus Ihren ursprünglichen Stammesgebieten verdrängt und wanderten südlicher bis sie schließlich im großen Stammesverband der Franken aufgingen.
Stammeschronologie der Brukterer
12 v.Chr. | Die Brukterer werden durch Drusus besiegt. |
9 n.Chr. | Teilnahme an der Varusschlacht als einer der maßgeblichen Stämme neben den Cheruskern und Masern. |
15 | Der römische Offizier Stertinius fällt im Auftrag des Germanicus in das Land der Brukterer ein. Dabei fand er bei den Brukterer das Feldzeichen der 19. Legion, welches diese in der Varusschlacht erbeutet hatte. Der Heereszug wurde weiter in die abgelegensten Gebiete der Brukterer geführt und in der Folge wurde das Siedlungsgebiet dieses Stammes zwischen Ems und Lippe stark verwüstet. |
69/70 | Teilnahme der Brukterer am Bataveraufstand. Ihre Seherin Veleda, die wohl bekannteste Persönlichkeit aus dem Stamm der Brukterer, bestärkte die Bataver unter Iulius Civilis in ihrem Willen zum Aufstand, indem sie den späteren Sieg der Bataver voraussagte. Veleda soll in einem hohen Turm an der Lippe im jetzigen Westfalen gelebt haben. Dabei könnte es sich laut Volksüberlieferung auch um die Höhenkammer der Externsteine gehandelt haben. Hier soll ein germanisches Heiligtum angesiedelt gewesen sein, welches später durch Karl den Großen (Franken) zerstört worden sein soll. |
77 | Feldzug des niedergermanische Statthalter Rutilius Gallicus gegen die Brukterer. Bei diesem Feldzug wurde unter anderem auch die Seherin Veleda gefangengenommen, die wahrscheinlich in römischer Gefangenschaft starb. |
98 | Die Brukterer wurden von den Angrivarier und Chamaven vernichtend geschlagen und fast ausgerottet. Die Überlebenden flüchteten in das Gebiet der mit ihnen verbündeten Tenkterer und lassen sich südlich der Lippe nieder. |
3.Jrh. | Die Brukterer gehen auf im Stammesverband der Franken und breiten sie sich im rechtsrheinischen Gebiet weiter aus. (etwa von der Höhe Köln ausgehend nördlich nicht weiter als in die Höhe von Neuss und südlich bis hin ins rechtsrheinische Gebiet bei Koblenz) |
4./5.Jrh. | Ein großer Teil der im 4. und 5. Jahrhundert überlieferten Frankeneinfälle ist wahrscheinlich von den Brukterern ausgegangen. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts haben sie dann auch Köln und einen großen Teil des linken Rheinufers in Besitz genommen. |
Chamaven
Die Chamaven sind ein germanischer Stamm, der im 4.Jrh. im wesentlichen in der Gegend des späteren Hamaland an der Ijssel nördlich vom Niederrhein hinab bis nach Deventer siedelte und später in den Franken aufging.
Chattuarier
Die waren ein germanischer Stamm, der ursprünglich im nördlichen Hessen an Eder und Fulda siedelte. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten zogen sie in das Gebiet der unteren Ruhr, der Lippe und des Münsterlandes. Sie waren Nachbarn der Brukterer und Chamaven und schlossen sich mit diesen und weiteren Stämmen im 4. Jahrhundert zum Stammesverband der Franken zusammen.
Rheinfranken
Ihr Hauptsiedlungsgebiet lag rechtsrheinisch von Köln über Frankfurt am Main und Mainz bis nach Worms und Speyer. Auf Grund dieses Siedlungsgebietes am Rhein ergab sich der Name "Rheinfranken".
Salfranken
Die Salfranken (auch Salische Franken, Salier oder Westfranken) existierten seit dem Jahr 420 als eigenständiger Teilstamm der Franken in Tournai (Nordbrabant). Herzog Pharamond überschritt mit Getreuen den Rhein in Richtung Westen, setzte sich dort fest und trennte damit seine Anhängerschaft von den Rheinfranken.
Sugambrer
Dieses westgermanische Volk lebte während der Römerzeit rechtsrheinisch zwischen Ruhr und Sieg. Vermutlich bildete sich dieser Stamm zwischen 800 v. Chr. und 500 v. Chr. Um 55 v. Chr. werden sie das erstemal bei den Römern erwähnt, weil sie den den Römern unterlegenen Usipetern und Tenkterern Aufnahme gewähren und den Römern unter Berufung auf die Rheingrenze deren Auslieferung verwehren. Im Jahre 16 v. Chr. fielen Sugambrer, Usipeter und Tenkterer in das rechtsrheinischen Germanien ein, führten anschließend einen Plünderungszug nach Gallien, besiegten die sie verfolgende römische Reiterei und besiegten schließlich sogar die 5.Legion. Diese Niederlage war unzweifelhaft ein schwerer und unerwarteter Schlag für Kaiser Augustus. Zur Kontrolle dieser Stämme, auf deren Konto immer wieder Überfälle in römisches Gebiet gingen, wurde das Legionslager Castra Vetera (Xanten) genau gegenüber der Lippemündung und damit gegenüber den Siedlungsgebieten der rechtsrheinischen Stämme der Sugambrer, Brukterer, Tenkterer und Usipeter errichtet. Sugambrer und andere mit ihnen verbündeten Stämme brachen im Jahre 12 v. Chr. erneut in Gallien ein. Drusus drängte die Eindringlinge hinter den Rhein zurück und führte auf der anderen Rheinseite unmittelbar nach dem 1. August 12 v. Chr. eine Strafexpedition. Später im 2.Jrh. schlossen sie sich dem Stammesverband der Franken an.
Tenkterer
Sie siedelten östlich des Rheins und gehörten zu den Verbündeten der Usipeter und Sugambrer. Sie wurden wie die Usipeter in der Gegenoffensive durch Drusus 12 v.Chr. geschlagen und schlossen sich später zusammen mit diesen dem Stammesverband der Franken an.
Usipeter
Dieser Stamm siedelte am rechten Rhein dem Niederrhein gegenüber. Im Jahre 16 v. Chr. fielen sie zusammen mit den Sugambrern und Tenkterern mordend in das rechtsrheinische Germanien ein und führten anschließend einen Plünderungszug nach Gallien, besiegten dabei die sie verfolgende römische Reiterei und schließlich sogar die 5.Legion. Nachdem sie im Jahre 12 v.Chr. erneut zusammen mit den Sugambrern in Gallien einfielen, wurden sie durch Drusus hinter den Rhein zurückgedrängt und in der Folge das Opfer einer Strafexpedition unter Drusus. Später schlossen sie sich dem Stammesverband der Franken an.